Problempferde...
Pferde die Probleme machen oder einfach Pferde mit Problemen?
Was genau ist denn eigentlich ein „Problempferd“?
Einfach ausgedrückt: Ein Pferd, welches Verhaltensauffälligkeiten zeigt, welche vom Idealbild des unproblematischen Pferdes abweichen.
Wenn also ein solches Pferd hier ankommt muss ich als aller erstes herausfinden, welches Problem überhaupt vorliegt. Meist ist das, was wir auf den ersten Blick sehen oder was vom Besitzer geschildert wird nämlich nicht das eigentliche Problem, sondern nur ein Symptom.
„Der klemmt und Steigt“, „Er reist sich immer los“, „er hat keine Lust mitzuarbeiten“
Ja aber WIESO zeigt er dieses Verhalten?
Unerwünschtes Verhalten kann 3 Ursprüngen zugeordnet werden:
Gesundheitliche Probleme
Schlechte Erfahrungen
Unverständnis
Wir müssen uns hierbei immer bewusst sein, dass kein Pferd der Welt einfach „Blöd macht“ weil es den Menschen ärgern will oder keine Lust hat. So funktionieren die natürlichen Gedankengänge des Pferdes schlichtweg nicht. Ein Pferd hat von Natur aus einfache Grundbedürfnisse: Futter, Bewegung, Sicherheit.
Ein artgerecht in der Gruppe mit viel Futter auf großer Fläche gehaltenes Pferd wird den anderen Pferden gegenüber immer unauffällig sein, sofern keine gesundheitlichen Probleme vorliegen.
Doch nun kommt ein unnatürlicher Faktor ins Spiel: Der Mensch.
Im Idealfall halten wir unsere Pferde weiterhin so naturnah wie es in unserer Welt eben möglich ist, zeigen ihm mit Verständnis für seine natürlichen Verhaltensweisen, was wir uns von ihm wünschen und bilden es zu einem zuverlässigen Reitpferd aus, welches den Menschen nur im positiven kennt. Wir gehen auf seine individuellen Bedürfnisse ein und verhalten uns stets fair und konsequent. Wir bilden unsere Pferde so aus, dass ihre ganz natürliche Schiefe und ihre Bewegungsabläufe so optimiert und Muskulär unterstützt werden, dass es uns schadlos tragen kann und lange gesund bleibt. Wir bemerken, wenn etwas nicht stimmt, gehen dem auf den Grund und passen unser Training auf diese Dinge an, egal ob sie physischer oder Psychischer Natur sind.
Diese Pferde werden niemals Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Denn sie haben keine Grund dazu.
Nun gehen wir allerdings einen Schritt weg von dieser idealen Welt in der alles perfekt läuft und stellen uns der Realität.
Pferde erhalten zu wenig Auslauf, zu viel, wenig oder falsches Futter, keinen oder eingeschränkten Kontakt zu Artgenossen, sie begegnen den Menschen mit Unverständnis, da diese nicht auf ihre natürlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen eingehen, sie müssen Leistung bringen, ob sie dazu bereit sind oder nicht. Zeigen sie, dass sie etwas nicht verstehen oder nicht können erhalten sie Druck und werden unfair behandelt. Sie werden krank, durch falsche Haltung, Fütterung und unangepasstes Training oder zu frühe Belastung.
Klingt unrealistisch? Leider begegnet mir das oder ein Teil dessen tagtäglich, in vielen Ställen, auf Veranstaltungen, in Social Media...
Nun müssen wir ganz klar unterscheiden zwischen den Menschen, die Fehler machen, da ihnen die Tiere als Individuen egal sind – was einen geringen Prozentsatz ausmacht – und denen, die Fehler machen, da sie es schlicht nicht besser wissen.
Wie aber können wir nun etwas daran ändern, dass so viele Pferde zu Problempferden werden?
Natürlich ist es mir ein Anliegen, mit solchen Pferden zu arbeiten, ihnen zu helfen sich Körperlich und Geistig besser zu fühlen, dass sie wieder Spaß daran haben mit dem Menschen zu interagieren und dadurch keine Verhaltensauffälligkeiten mehr zeigen, aber all das bringt nur dann etwas, wenn ich auch den Menschen beibringe, wie sie solche Probleme von vorneherein vermeiden.
Wie sieht die Ideale Haltung und Fütterung unserer Pferde aus und in welchem Rahmen sind Abstriche akzeptabel?
Wie denken Pferde? Wie lernen sie? Wie kommunizieren sie untereinander und wie können wir auf natürliche Weise mit ihnen kommunizieren?
Wie ist der Pferdekörper aufgebaut, wie können wir unser Pferd optimal aufbauen und unterstützen um körperliche Probleme auszugleichen und unser Pferd lange gesund zu erhalten?
Wie sieht ein gesundes, gut trainiertes Pferd aus? Wie fühlt es sich an? Wie können wir uns als Reiter Verhalten um unser Pferd nach unseren Wünschen als Reitpferd zu „nutzen“ ohne ihm zu schaden? Physisch sowie Psychisch?
Wie sorgen wir dafür, dass unser Pferd niemals dazu gezwungen ist sich in irgend einer Weise gegen uns zu wenden?
Mein Ziel ist es, die Möglichkeit zu schaffen, all diese Fragen zu beantworten.
Auf dass die Anzahl der Problempferde so drastisch sinken kann, dass ich den Schwerpunkt meiner Arbeit irgendwann von der Arbeit mit Problempferden dazu wechselt lassen kann, keine mehr entstehen zu lassen.