Wieso ich NIEMALS am Gebiss longiere...

Vor einiger Zeit habe ich eine Umfrage gestartet in der es darum ging, mit was ihr longiert.

Der Großteil von euch nutze den Kappzaum – für mich die sinnvollste Variante. Einige longieren vorrangig am Knotenhalfter, einige am Stallhalfter. Letzteres ist meines Erachtens nur bei einem wirklich gut ausgebildeten Pferd sinnig, welches wirklich fein auf Körpersprache ausgebildet und gut geradegerichtet ist. Ein doch recht großer Teil, ich meine um die 20% gaben an, mit Trense zu longieren. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war durchaus erschrocken über einen so hohen Anteil da für mich gleich mehrere Gründe absolut dagegen sprechen.

 

Standartmäßig wird mit einer herkömmlichen Longe von 8m Länge longiert, welche ungleichmäßig in ihrer Form (deutlich breiter als dick anstelle von rund), und oft sehr schwer ist. IdR wird eine Schlaufe in der Hand behalten, d.h. Wir haben etwa 7m Longe zwischen uns und dem Pferd.

 

Beim Reiten achten wir auf eine gleichmäßige, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul (Anlehnung), damit feine Signale (Zügelhilfen) klar verständlich übertragen werden und die Verbindugn für das Pferd stets angenehm und schmerzfrei ist. Der Zügel soll dabei niemals ziehen, niemals springen (ungleichmäßige Verbindung liefern nonstop ungewollte und ggf schmerzhafte Signale) sondern sich immer im Einklang mit der Nickbewegung des Pferdes bewegen. Vielen Reitern fällt dies, gerade anfangs, sehr schwer. Auch ist es wichtig, das Pferd mit allen Hilfen gleichmäßig „einzurahmen“ und ihm zu Signalisieren, was es tun soll. Der Zügel ist dabei niemals als Bremse, Lenkung oder zum Zwingen in eine bestimmte Kopfhaltung gedacht, sondern lediglich als Begrenzung der äußeren Schulter, zum Abkauen oder zur Ideengebung der Innenstellung durch Seitwärtsweisende Zügelhilfen anzuwenden. Eine zu starke einseitige Einwirkung sorgt für eine Verschiebung des Gebisses, im Maul, zu einseitigem Druck auf der Lade sowie ggf zu Einklemmen der Schleimhaut des Maulwinkels.

 

Nun versuchen wir also mal, diese feine Anlehnung, welche die meisten mit einem etwa 1m langen, leichten aber nicht zu leichten Zügel nicht schaffen auf eine 7m lange, ungleichmäßig geformte und oft sehr schwere Longe zu übertragen. Ich kann euch eins garantieren: Das schafft niemand ohne dabei zu viel Druck auf die Longe zu geben. Es geht schlichtweg nicht, da der Weg zu lang, die Schwingung zu stark für die Intensität der Bewegung des Pferdes ist. Das Ergebnis ist entweder eine zu starre oder eine zu ungleichmäßige Bewegung, was dazu führt, dass unser Pferd sein Vertrauen in die Reiterhand und die Feinheit seiner Reaktionen auf unsere Zügelhilfen einbüßt.

Das nächste Problem ist die Verschnallung. Einseitig eingeschnallt geben wir dauerhafte einseitige Hilfen – etwas das wir niemals beim Reiten tun würden oder reitet einer von euch dauerhaft mit nur einem Zügel? Irgandwann hatte irgendwer die Lösung: Die Longierbrille... Die Idee dahinter mag erst einmal sinnvoll erscheinen, aber das ist sie leider ganz und gar nicht. Meist verfügt diese über einen starren Ring in der Mitte. Nehmen wir Verbindung zu diesem Ring aufgeben wir immer deutlich mehr Druck auf den äußeren Gebissring. Ein paar „schlaue“ Reiter würden nun sagen, wir reiten das Pferd ja auch am äußeren Zügel – jein... gemäß FN Lehre treiben wir das Pferd mit dem Inneren Schenkel an den Äußeren Zügel um es einzurahmen. Der äußere Zügel hat dabei den Job, die Schulter zu begrenzen. Das kann er aber nur, wenn er das Pferd an Hals und Schulter einrahmt, nicht über das Gebiss. Da die Longe aber gar nicht in diesem Bereich verläuft hat ein einhängen in den äußeren Gebissring also null sinnvollen Effekt. Und selbst wenn der Ring verschiebbar ist bleibt das Ergebnis ebenso wenig sinnvoll, denn wir Drücken das Gebiss damit zusammen, obwohl es dafür nicht ausgelegt ist (Nussknackereffekt bei einfach gebrochenen Trensen (Quetschen der Zunge, Bohren des Mittelstücks in den oberen Mundraum) sowie ein Quetschen der Maulwinkel bei doppelt gebrochenen Trensen). Davon ab gibt man eine Zügelhilfe in die Lade (Maulwinkel) was in diesem Fall gar nicht machbar ist, da die Hilfe immer mehr nach unten als nach oben wirkt.

 

Ihr sehr also, egal wie ihr diese verschnallt, es hat keinerlei positiven, unter Umständen aber massiven negativen Nutzen auf Vertrauen, Feinheit und Losgelassenheit.

 

Was ich stattdessen nutze?

Ein !gut sitzendes! Knotenhalfter für die Basisarbeit (Verständnis meiner Körpersprache) und später einen ebenso gut sitzenden Kappzaum (im Übrigen ohne Naseneisen, denn dieses muss wirklich zur Nase des Pferdes passen, was es leider selten tut UND auch korrekt verschnallt, dh nicht zu eng, dass es die Kautätigkeit einschränkt aber auch nicht zu weit, dass er verrutschen kann) für fortschreitende Ausbildung und Gymnastizierung, dazu immer nur ein 12mm dickes, nicht zu leichtes aber auch nicht zu schweres, rundes Seil von 4m Länge. Denn mit diesem Seil kann ich die Anlehnung an Knotenhalfter und Kappzaum noch ansatzweise herstellen, was mir mit einer Longe nicht möglich wäre. Die Länge des Seils reicht auch Problemlos aus, da ich niemals und zu keinem Zeitpunkt starr in der Mitte stehe – mit einer Ausnahme, nämlich dem Halten. Ein Stillstand meines Körpers bedeutet auch immer einen Stillstand des Pferdekörpers. Das Pferd ist unser Spiegel. Will ich Bewegung muss ich mich selbst auch Bewegen und die Art meiner Aufrichtung und meiner Bewegungintensität spiegelt sich dann in der des Pferdes wider.

So wechsle ich auch regelmäßig zwischen großen und kleinen Zirkeln, geraden Strecken, Volten und Seitengängen. Ich kann mein Pferd mit der Peitsche sinnig unterstützen da ich nah genug am Pferd bin. Der einzige Nachteil: Ich laufe nahezu so viel wie mein Pferd, was verdammt anstrengend sein kann aber auch das hat einen Vorteil: Ich bleibe fit.

 

 

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